Akademische Forschung und Biotech-Industrie treiben sich wechselseitig

Ein Gastkommentar von Dr. Wessel für das Magazin BIOspektrum

Die Biotechnologie-Industrie ist über die letzten dreißig Jahre gereift und weist erhebliche Erfolge als Querschnittstechnologie in vielen Branchen wie der Pharma-, Chemie- oder der Lebensmittelbranche auf. Selbst ein Kind akademischer Forschung, geht die Branche verstärkt internationale Projekte mit akademischer Forschung ein. So vermeldet die börsennotierte Evotec AG aus Hamburg mit MaRS Innovation. Damit erhalten 15 kanadische akademische Einrichtungen Zugang zur Technologie und Infrastruktur des deutschen Biotech-Unternehmens, das seinerseits vom MaRS-Umfeld profitiert – eine Partnerschaft, die vielversprechende Forschungsansätze in kommerzielle Projekte durch Industriepartnerschaften, Auslizenzierungen und Unternehmensgründungen überführt.

Start-ups braucht das Land

Die disruptiven Entwicklungen im IT-Bereich sind für alle offenkundig. Technologieunternehmen aus Silicon Valley, die meisten nicht älter als zehn Jahre, haben die Spielregeln drastisch verändert und große Produktivitätspotentiale freigesetzt. Ohne durch Risikokapital finanzierte Neugründungen wie Google, wären die Quantensprünge in der Digitalisierung kaum möglich gewesen. Sie sind nun ein wesentlicher Treiber für viele technisch-ökonomische Megatrends, die unser Leben weiter drastisch verändern werden.

Anders als im IT-Bereich, bleiben die Entwicklungen im medizinisch pharmazeutischen Bereich für die Bevölkerung weitgehend unbemerkt. Neue Diagnostik- und Therapieverfahren haben das Leben vieler Patienten entscheidend verbessert. Auch hier sind es nicht die etablierten Konzerne, die innovativ an der Spitze stehen. Mehr als die Hälfte aller neu zugelassenen Pharmazeutika stammt mittlerweile aus akademischen Forschungsgruppen und jungen Biotechnologiefirmen - die Mehrzahl allerdings in den USA. Erste Start-ups wollen hier neue, auf CRISPR/Cas-basierende, Medikamente entwickeln.

Deutschland hat mit seinen hervorragend ausgebildeten, Wissenschaftlern, Medizinern und Technikern ideale Voraussetzungen im internationalen Gesundheitsmarkt nicht nur mitzuspielen, sondern eine führende Rolle einzunehmen. Entscheidend hierfür wird sein, wie gut es gelingt akademische Forschung in neue Start-ups zu überführen.

Hier können – und müssen – wir uns verbessern. Beispiele wie BioNTech, Evotec, Ganymed und Rigontec zeigen, dass akademische Forschung erfolgreich in Biotech-Unternehmen umgesetzt werden und sich auf internationalem Parkett durchsetzen kann. Um mehr an Fahrt aufzunehmen, braucht es jedoch international konkurrenzfähigere Rahmenbedingungen für Start-ups, mehr Risikokapital und mehr Mut für Neugründungen.

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